News

portrais

Dreimal war sie schon bei Europameisterschaften dabei, hatte ihren persönlichen EM-Moment in Herning und zwei ganz andere spezielle Momente in Hagen. Mit ‚Mausi‘ wird sie in Hagen zum Team gehören – die erste Teamreiterin, die schon vor Olympia feststand. Das EM-Interview mit Helen Langehanenberg…

 

• Du warst als Reservereiterin mit Annabelle in Tokio, ein Platz im EM-Team ist Dir damit frühzeitig sicher gewesen. War das ein Trost, als Du in Tokio bei den Wettbewerben ‚nur‘ zugucken konntest?
Helen Langehanenberg: Ja, na klar. Ich freue mich riesig, mit Mausi (Stallname Annabelle) bei der EM an den Start zu gehen. Sie hat sich im Training in Tokio so toll angefühlt, sie ist absolut in Championatsform. Natürlich wäre ich auch gerne mit ihr ins olympische Viereck eingeritten, aber jetzt freue ich mich einfach total darauf, in Hagen zu reiten.

• Ihr habt die Zeit in Tokio sozusagen als EM-Trainingslager vorgeschaltet?
Helen Langehanenberg: Ja genau, oder noch treffender: Trainingslager mit Wellness-Urlaub. Für Mausi war die Zeit in Tokio der absolute Wellness-Urlaub (lacht). Ann-Christin hat sie den ganzen Tag betüddelt. Und am tollsten fand Mausi das Wasserhindernis der Vielseitigkeitsreiter. Da wollte sie immer unbedingt rein und darin herumplanschen. Ich glaube, wenn wir sie gelassen hätten, hätte sie sich auch rein gelegt. Am Ende der Zeit in Tokio hatte ich wirklich Bedenken, ob sie überhaupt in den Lkw Richtung Heimat einsteigen würde – so wohl hat sie sich da gefühlt. Sie mag es einfach warm und da war es definitiv deutlich wärmer als diesen Sommer hier bei uns.

• Wie hast Du die Zeit in Tokio erlebt?
Helen Langehanenberg: Das war natürlich ganz anders als bei allen anderen Championaten, die ich zuvor erlebt hatte. In Tokio waren wir wie eingesperrt, man konnte ja nix unternehmen. Auch wenn wir das Beste daraus gemacht haben, denke ich (grinst). Bei den anderen Championaten waren wir immer eine halbe Stunde pro Tag Konkurrenten im Viereck und den Rest der Zeit hatten wir mächtig viel Spaß zusammen. Das war extrem gut, aber durch Corona ist das natürlich in Tokio alles anders gewesen.

• Dreimal warst Du schon bei Europameisterschaften am Start, 2011 in Rotterdam, 2013 in Herning und 2017 in Göteborg, zweimal mit Damon Hill und einmal mit Damsey. Wer es erlebt hat, könnte sich vorstellen, welcher Dein absoluter EM-Moment war…
Helen Langehanenberg: Ja, das ist keine Frage, das war der Grand Prix in Herning. Die Mannschaftswertung, bei der wir das Unmögliche möglich gemacht haben. Dami (Damon Hill) und ich waren letztes Paar und wir mussten knapp 84 Prozent erreichen, um Mannschaftsgold vor den Niederländern zu sichern, wir haben 84,377 Prozent bekommen. Wow, das war schon ein geniales Gefühl!

• In Hagen stehen drei Prüfungen auf dem Programm: Grand Prix, Special und Kür – auf welche der drei freust Du Dich am meisten?
Helen Langehanenberg: Erst mal muss ich bis zur Kür kommen (lacht). Es dürfen ja nur drei pro Team in der Kür reiten. Wenn das klappen würde, würde ich mich auf den Special und die Kür gleichermaßen freuen, Mausi liegen beide gleich gut, denke ich. Den Special reite ich persönlich lieber als der Grand Prix, er ist irgendwie noch flüssiger. Und in der Kür habe ich einige Lieblingsstellen mit Mausi – aus dem starken Trab in die Fächer-Piaffe zum Beispiel oder die ganze Piaff-Pirouette am Schluss, die Passage-Traversalen oder der starke Galopp. Die Kür passt einfach perfekt zu Mausi.

• Es wäre dieselbe Kür, die Du schon einige Male mit Annabelle geritten hast oder hast Du noch etwas an der Kür für die EM verändert?
Helen Langehanenberg: Nein, nein, die Kür ist so rund und die klassische Musik passt so gut zu Annabelle, ich habe nichts verändert, zumal ich sie auch noch nicht so oft geritten habe: zweimal in Salzburg und zweimal in Balve.

• Über Deinen besonderen EM-Moment haben wir schon gesprochen,was war bisher Dein persönlicher Hagen-Moment?
Helen Langehanenberg: Da gibt es zwei. Ich war noch nicht so oft in Hagen im Grand Prix am Start, weil ich die meisten Jahre nur ein Grand Prix-Pferd hatte und oft die Weltcup-Tour mitgeritten bin. Hagen kam dann recht kurz nach dem Weltcup-Finale, so dass ich häufig in den anderen Touren dabei war. Zweimal habe ich in Hagen aber schon die Plätze eins und zwei in der Qualifikation für den Nürnberger Burg-Pokal belegt – das war 2019 mit Vayron und Frank Sinatra und dieses Jahr mit Schöne Scarlett und Straight Horse Ascenzione. Das ist schon etwas besonderes, auch weil Hagen ja immer ziemlich dick besetzt ist.

• Ein paar Worte zu Annabelle – der Weg mit ihr ins Championats-Team war spannend…
Helen Langehanenberg: Ja, das war er. Ich hatte definitiv schon Pferde, die vom Temperament her einfacher waren (lacht). Anfang sechsjährig hat mir Annabelles Züchter und Besitzer, Günther Fielmann, ‚Mausi‘ zur weiteren Ausbildung anvertraut, sie hatte bis dahin noch nicht viel gemacht. Sie mochte es zunächst gar nicht, berührt zu werden, zum Beispiel nicht von meinem Schenkel für die treibende Hilfe – und ohne die geht es ja schlecht (lacht wieder). Aber mit der Zeit hat sie verstanden, das mein Schenkel keine lästige Fliege ist, die man verscheuchen muss, sondern meine Art, mit ihr zu kommunizieren. Sie hat das Verständnis entwickelt. Aber sie bleibt eine Stute. Ich reite sie heute meist mit Gerte ab, aber ich darf die Gerte nur an der Schulter benutzen, hinten mag sie das gar nicht. Sie ist schon eine Diva! Sie hat alle Möglichkeiten, eine tolle Einstellung, ist eine echte Kämpferin mit viel Power und sie weiß, wie sie es haben will.

• Rotterdam, Herning, Göteborg – das sind bisher lange Anreisen zu Deinen Europameisterschaften gewesen. Hagen liegt rund 65 Kilometer von Deinem Zuhause entfernt – ein Vor- oder ein Nachteil?
Helen Langehanenberg: Das habe ich wirklich auch schon überlegt, aber ich bin zu dem Schluss gekommen: Es ist egal. Am Ende kommt es darauf an, ob ich gut reite oder nicht. Ich werde mir noch mal ein paar Ritte auf Video angucken, bei denen ich ein richtig gutes Gefühl hatte. Das ist für mich die beste Vorbereitung. Und dann freue ich mich darauf, endlich mal wieder vor Zuschauern zu reiten. Ich hoffe, die Pferde erinnern sich noch daran, wie das mit Menschen am Rand ist (und noch mal das typische Helen-Lachen). Hagen, die Europameisterschaft und Mausi – das kann richtig gut werden. Ich freue mich riesig!

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.