start header

Dorothee Schneider über ihren Weg mit Morgan Barbancon – vielleicht sogar nach Tokio…

Frankreichs Dressurreiter hatten sich bei den Europameisterschaften 2019 einen Mannschaftsplatz für die Olympischen Spiele in Tokio gesichert. Jetzt wurde die Longlist für Tokio veröffentlicht. Mit dabei ist eine Schülerin von Dorothee Schneider, Morgan Barbancon. Über ihren gemeinsamen Weg Richtung Olympia hat dressursport-deutschland.de mit der Reitmeisterin gesprochen…

• dressursport-deutschland.de: Dorothee, Du hast Ende 2018 das Training von Morgan übernommen. Da war Sir Donnerhall II schon zwölf, die beiden schon seit fünf Jahren zusammen und seit zweieinhalb Jahren im internationalen Grand Prix-Sport unterwegs. Hattest Du ein bisschen Bedenken, ob das klappen könnte?
Dorothee Schneider: Natürlich weiß man nicht genau, wie es mit einem Pferd, das schon auf Grand Prix-Niveau ist, klappen wird, aber Morgan und ich haben eine ‚Bestandsaufnahme‘ gemacht. Und mit ihren Fähigkeiten und ihrer Einstellung wollte ich es auf jeden Fall versuchen sie und Sir D zu unterstützten. Es macht mir riesigen Spaß! Und dass man auch bei Grand Prix-fertigen Pferden immer noch an kleinen 'Stellschräubchen' drehen kann, das erfahre ich selbst immer wieder. Diva Royal, Showtime, Sammy Davis jr., Faustus....man kann sie natürlich nicht mehr umkrempeln, das will man auch gar nicht, aber man kann mit feiner Abstimmung und gezieltem Training immer noch ein eine Menge optimieren.

• dressursport-deutschland.de: Du hast Morgans Fähigkeiten und Einstellung angesprochen – wie genau meinst Du das?
Dorothee Schneider: Morgan sucht nie die Schuld beim Pferd. Sie hatte gemerkt, dass sie reiterlich in einer Art Sackgasse angekommen war und möchte an sich arbeiten. Sie saugt alles auf, was ich ihr sage, und guckt sich viel ab. Das ist wirklich schön anzusehen. Außerdem ist sie ein 'schlauer Kopf' und setzt die Dinge, an denen wir arbeiten, auch zu Hause sehr gut um.

• dressursport-deutschland.de: Wie würdest Du die Veränderung von Sir Donnerhall in den vergangenen zweieinhalb Jahren beschreiben?
Dorothee Schneider: Er hat sich früher auf der ‚Ziellinie‘ in einer Aufgabe schon mal ganz schön bitten lassen, aber er ist viel motivierter geworden. Wir haben sehr viel an seiner Durchlässigkeit und auch an der Tragkraft gearbeitet und auf die Balance geachtet. So kann Morgan die Pirouetten jetzt beispielsweise wirklich von Sprung zu Sprung reiten. In den Piaffen haben wir die Frequenz verbessern können und er bleibt mehr vor ihr. So kann sie die Piaffen besser am Platz reiten und kommt auch besser raus. Das hängt natürlich alles miteinander zusammen: Mit der Durchlässigkeit, der Kraft, der dadurch besseren Motivation und der daraus resultierenden Selbstsicherheit. Und Sir Donnerhall hat das mental alles gut mitgemacht. Er hat viel mehr Spaß und Präsenz im Viereck bekommen.

• dressursport-deutschland.de: Morgan betreibt einen Ausbildungsstall in der Schweiz, in Genf, Du bist in Framersheim. Wie macht Ihr das mit dem Training – gerade in diesen Zeiten?
Dorothee Schneider: Normalerweise kombinieren wir Online-Training mit vor Ort-Training. Dann fahre ich mal hin oder sie kommt her. Aber zur Zeit arbeiten wir nur online zusammen. Wir nutzen das System Equiviso, das klappt wirklich gut. Morgan hat in ihrer Halle oder auf dem Platz die Kamera auf einem Stativ stehen und ich kann von meinem Laptop auf der Tastatur mit zwei Fingern die Kamera steuern, ob ich näher heran möchte oder mal weiter weg sowie rechts oder links – ganz beliebig. Da muss man sich kurz dran gewöhnen, aber inzwischen geht das völlig problemlos. Und per WhatsApp-Anruf gebe ich meine Tipps sozusagen direkt in ihr Ohr. Außerdem trainieren wir zusammen, wenn wir auf demselben Turnier am Start sind, aber auch das ist im Moment natürlich eher selten.

• dressursport-deutschland.de: Bis Olympia kann noch keiner schauen, aber auf großen Turnieren seid Ihr ja schon öfter gemeinsam am Start gewesen. Ist es schwierig, sich auf beides zu fokussieren: das eigene Reiten und das Training mit Morgan?
Dorothee Schneider: Ich glaube, ich kann mich sehr gut auf mein Ding konzentrieren und trotzdem voll für Morgan da sein. Schwierig wäre es nur, wenn wir mal direkt hintereinander dran wären, aber das hatten wir bisher noch nicht oft. Ich denke das klappt auch so gut, weil wir uns sehr gut verstehen und mir die Zusammenarbeit mit Morgan so großen Spaß macht. Es ist einfach unheimlich schön zu sehen, wie sich ihr Reiten verändert. Sie hat sich prozentual konstant nach oben entwickelt, war französische Meisterin und bei der EM 2019 waren wir auch beide am Start und haben das sehr gut hinbekommen. Besonders freue ich mich, dass Morgan schon von Richtern angesprochen wird, das ihre Art zu reiten besser und harmonischer geworden ist. Das macht ihr und mir einfach Freude!

„Das war der Oberknaller! Ich bin durch die Stallgasse gesprungen und gehüpft. Ich bin so stolz auf ‚mein Baby‘!“ Man hat Raphael Netz schon im Sommer 2020 vor Freude platzen sehen, das war nach seiner Einzelmedaille bei den U25-Europameisterschaften. Die Freude am vergangenen Wochenende war kaum kleiner, obwohl es ‚nur‘ um eine Jungpferde-S-Dressur ging.Mit dem achtjährigen Intuition hatte der 21-jährige Bereiter aus dem Stall der Werndls in Stadl Paura die S-Dressur gewonnen. Ein Sieg mit drei besonderen Ausrufezeichen: Er saß dabei im Sattel seines eigenen Pferdes Intuition. Er hat fast 80 Prozent bekommen. Und er hat seinen Chef Benjamin Werndl geschlagen.

Zweieinhalbjährig hat Raphael Netz, damals gerade mal 16 Jahre jung, den Braunen auf einer Koppel in England entdeckt. „Ich war damals oft in England, weil ich dort viele Freunde hatte, die ich über die Ponytour kennengelernt hatte. Eigentlich wollte ich mir ein anderes Pferd auf dem Hof ansehen, aber dann sah ich Intuition auf der Koppel. Er wurde mir kurz vorlongiert und ich habe ihn sofort per Handschlag gekauft. Ich habe keine Sekunde gezögert, das war reines Bauchgefühl.“ Damals sei der Niederländer v. UB 40 x Krack C noch ein halbes Hemd gewesen. „Ich habe ihn anreiten lassen und ihn dann noch mal bis Ende vierjährig auf die Koppel gestellt. Erst dann habe ich angefangen ihn auszubilden“, erzählt Raphael. Jedes Jahr ist er mit seinem ‚Baby‘, so auch der Stallname von Intuition, einmal an den Start gegangen: Fünfjährig in einer Dressurpferde-A, die er gewonnen hat. Sechsjährig in einer Dressurpferde-L, in der er Dritter wurde, weil er schon fliegende Wechsel zeigen wollte. Siebenjährig in einer Dressurpferde-M, die er wiederum gewonnen hat. Und jetzt achtjährig war er in Stadl Paura zum ersten Mal auf S-Niveau am Start, wurde Zweiter am ersten Tag und sicherte sich den Sieg mit 79,957 Prozent an Tag zwei. „Jetzt ist er so weit, dass wir in diesem Jahr einige Turniere in Angriff nehmen werden. Ich freue mich total darauf.“ Bei Intuition spüre er so viel Power unter dem Sattel, das sei unglaublich, schwärmt Raphael Netz. „Gleichzeitig ist er so fein und filigran zu reiten, fast nur mit Gedanken.“
So gut beritten wie in diesem Jahr ist Raphael Netz noch nie in einer Saison gestartet. Mit dem elfjährigen Exclusive BB, kurz ‚Eddi‘, strebt er die U25-Tour an. „Ich reite ihn seit etwa acht Monaten. Beatrice Bürchler-Keller stellt ihn mir längerfristig zur Verfügung, worüber ich mega happy und total dankbar bin.“ Eddi habe über den Winter das Grand Prix-Programm gelernt, in Stadl Paura waren die beiden zum ersten Mal auf Inter II-Niveau am Start.
Pferd Nummer zwei, mit dem Raphael in der U25-Tour mitmischen kann, ist Elastico. Mit Elastico hat er am vergangenen Wochenende sein bestes Ergebnis in einem ‚Senioren-Grand Prix‘ bisher erritten: 73,8 Prozent. Und dann ist da natürlich auch noch sein zweimaliger EM-Partner Lacoste. ‚Costi‘ wird in diesem Jahr sein erstes Turnier voraussichtlich Mitte März im italienischen Ornago bestreiten.
„Ich bin voll motiviert, voller Energie und auch ein bisschen stolz – so viele so gute Pferde und auch Nachwuchspferde hatte ich tatsächlich noch nie!“

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.