2019 war es Bella Rose, 2020 sorgt Emilio für den Sieg der Zuchtgemeinschaft Strunk im Ranking der erfolgreichsten Dressurpferde…
Hinter diesen Erfolgen steckt die Reitkunst von Isabell Werth, aber auch 50 Jahre Zuchtpassion, Durchhaltevermögen, Selektion, Glaube und unbedingte Leidenschaft.
dressursport-deutschland.de hat mit Züchterin Heike Strunk über Emilio, Bella Rose und einen Traum, 'den man gar nicht zu träumen wagen würde' gesprochen:
• dressursport-deutschland.de: Zweimal hintereinander Platz 1 im Züchterranking der besten Dressurpferde – und das Geheimnis Ihres Erfolges heißt Cacir AA…
Heike Strunk: Und genau das freut mich am meisten. Viele haben uns früher belächelt, dass wir mit Cacir unsere Stuten gedeckt haben. Auch weil er einen leichten Ramskopf hatte, aber wir haben an ihm festgehalten. Wir wollten sein Blut, seine Härte, seine Bewegung und seinen Geist. Es hat nicht alles sofort geklappt, aber wir haben an ihn geglaubt und durchgehalten. Und das hat sich gelohnt. Bella Rose und Emilio – beide stammen von Cacir-Töchtern ab.
• dressursport-deutschland.de: Emilios Mutter Celina war eine von vier Cacir-Töchtern, die Sie gezogen haben. Eine davon ging später im Springsport, mit den anderen dreien haben Sie weiter gezüchtet – darunter auch die Mutter von Bella Rose, Cedra II. Aber auch zu Emilios Vater Ehrenpreis hatten Sie eine spezielle Beziehung…
Heike Strunk: Ehrenpreis hatten wir selbst als drei Tage altes Fohlen gekauft. Wir wollten das E-Blut erhalten und er war ein wunderschönes Fohlen. Wir haben ihn aufgezogen und für die Körung vorbereitet. Als gekörter Hengst hat ihn das Landgestüt Warendorf gekauft und wir haben ihn später wieder selbst eingesetzt. Heraus kam Emilio.
• dressursport-deutschland.de: Emilio und Bella Rose sind beide unter dem Sattel von Isabell Werth. Wie ist es dazu gekommen?
Heike Strunk:Das sind im Grunde zwei spannende Geschichten. Als Bella Rose gerade von Matthias (Bouten) angeritten war, kam Anna zu uns. Anna war damals Pflegerin bei Isabell Werth und kam regelmäßig und guckte unsere Pferde unter unserem Bereiter Matthias Bouten an. Bella Rose konnte gerade nur ein bisschen außen herum laufen, sie war wirklich erst ein paar Tage angeritten, aber Anna war begeistert und sagte: „Das wäre genau das richtige Pferd für Isabell.“ Also hat mein Mann zu ihr gesagt: ‚Na, dann sag ihr mal Bescheid.‘ Das hat sie getan, Isabell kam und war total angetan von dem Pferd, obwohl sie wirklich noch sehr schlaksig war, man musste sich schon in sie hineindenken. Wir waren mit Bella Rose auch auf der Elitestutenschau im Endring, aber sie wollte einfach keinen Schritt an der Hand gehen, sie ist immer passagiert. Und auf der Westfalenwoche bei den Jungpferden wurde sie 23. Sie war sicher immer genial, aber es war nicht von Anfang an alles einfach.
• dressursport-deutschland.de: 2018 war ein durch und durch besonderes Jahr für Sie…
Heike Strunk: Das kann man wohl sagen. Ich hatte schon ein Jahr vor den Weltreiterspielen die Flüge für meine Mann und mich gebucht. Damals wollten wir nur das deutsche Team unterstützen und eine Rundreise machen, wir haben ja noch gar nicht geahnt, dass Bella Rose dabei sein würde. Aber dann saßen wir bei 40 Grad auf der Tribüne, uns lief die Suppe und unsere Bella wurde Weltmeisterin. Und das alles im Jahr des 50sten Zuchtjubiläums von meinem Mann Wilhelm und seinem Bruder Heinrich – ich war damals erst 32 Jahre dabei. Wir konnten es gar nicht glauben. Es war wie ein Traum, den man gar nicht zu träumen wagen würde.
• dressursport-deutschland.de: Und wie war das mit Emilio…
Heike Strunk: Emilio war ein ganz liebes Pferd. Wenn ich bei ihm die Box eingestreut habe, bekam ich immer eine wunderbare Rückenmassage von ihm. Aber sobald man mit dem Halfter oder der Decke kam, wurde er ängstlich, fast panisch. Wir konnten uns das nicht erklären. Matthias ist inzwischen als Bereiter zu Isabell gegangen. Das war für ihn eine riesige Chance. Aber er hat Emilio dann, nach Absprache mit Isabell, nach Rheinberg geholt und sich mit Anna um ihn gekümmert. Irgendwie haben die beiden das hinbekommen. Und Isabell hat ihn später zum tollen Grand Prix-Pferd gemacht. Dass das mit Emilio alles so geklappt hat, das ist bisher das größte Wunder für mich. In all den Jahren mit den vielen Pferden ist Emilios Geschichte für mich die Unglaublichste. Ich bin sehr stolz auf ihn und alle Beteiligten.
Die 20 Besten – veröffentlicht im Züchterforum Januar 2021