News

portrais

"Niemand wollte der ‚Depp‘ sein, der das Mannschaftsgold vermasselt." Ein persönlicher Rück- und Ausblick von Monica Theodorescu…

2016 hat Monica Theodorescu das deutsche Team als Bundestrainerin zu Teamgold, Einzelsilber und Einzelbronze geleitet. Es waren ihren fünften Olympischen Spiele (dreimal war sie als Team-Mitglied dabei, einmal als Reservereiterin), aber die ersten als Bundestrainerin. Ein persönlicher Rück- und Ausblick der Cheftrainerin:

„Wir kamen im Dunkeln an und sind über die Lichter der Stadt geflogen. Bis wir alle Sicherheitsstationen und die Akkreditierung durchlaufen hatten, dämmerte es. Mit dem Bus sind wir zur Reitanlage gefahren. Das Licht während dieser Fahrt war unglaublich. Die Buchten, der wunderschöne Landstrich, auf dem Rio liegt, hat sich wie mit einem Weichzeichner bearbeitet präsentiert. Dieses weiche Morgenlicht haben wir jeden Tag in Rio erlebt – das sehe ich heute noch vor mir, wunderschön. Nicht so schön waren die Fahrten an den Favelas vorbei: Man nimmt sie wahr, man macht sich seine Gedanken, aber ich glaube, wir haben trotzdem keine Vorstellung, wie das Leben dort ist. Die großen Unterschiede der sozialen Schichten waren sehr sichtbar. Und die Sicherheitsvorkehrungen waren enorm, nicht zuletzt wegen der hohen Kriminalitätsrate.
Wir hatten ein fantastisches Team mit drei noch recht jungen Pferden. Desperados hatte mit seinen 15 Jahren am meisten Erfahrung, er war ja schon bei den Spielen in London dabei. Weihegold war elf und Showtime zehn Jahre alt. Alle lieferten 80 Prozent und mehr ab und Cosmo mit seinen neun Jahren blieb knapp unter 80 Prozent – gewaltig. Das Leistungsniveau von Rio hat es in dieser Dichte zuvor noch nie gegeben. Es waren für mich die ersten Olympischen Spiele als Trainerin. Die Verantwortung als Trainerin ist eine andere, aber im Prinzip bin ich auch als Reiterin mit dem Gedanken groß geworden: Das Ziel ist immer Teamgold! Wir, die deutschen Dressurreiter, hatten in der Vergangenheit eine solche Ausnahmestellung, dass man unweigerlich Druck verspürte: Niemand wollte der ‚Depp‘ sein, der das Mannschaftsgold vermasselt. Aber Druck gehört zum Leistungssport – ob als Reiter oder als Trainer. Das Ziel Teamgold nehme ich auf jeden Fall auch für mich als Trainerin in Anspruch. Einmal, 2015 bei der EM in Aachen, ist es uns nicht gelungen. Aber es ist nicht immer so einfach wie es nachher auf dem Papier aussehen mag. Es steckt immer wieder viel dahinter – nicht zuletzt besteht unser Team aus sehr guten Fachleuten.
Das Ziel 'Teamgold' wird auch in Tokio kein leichtes sein, denn es gehen nur drei Reiter pro Team an den Start. Vieles kann passieren, was im Vorfeld nicht planbar ist.
Nach wie vor gibt es rund um die Olympischen Spiele in Tokio noch viele offene Fragen, aber solange die Spiele nicht abgesagt werden, arbeiten darauf hin.“

 

 

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.