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Heute steigt Isabell Werth mit den Olympiapferden in den Flieger Richtung Tokio, die EM in Hagen ist ihr nächstes Ziel! Das EM-Interview Teil 3 – welches Pferd hat sie für Hagen im Visier? Was war ihr spezieller Hagen-Moment? Was hatten ihre Europameisterschaften 1991 und 2017 gemeinsam? An welches EM-Erlebnis denkt sie nicht so gerne zurück? Und worauf freut sie sich im Herbst?

 

Die EM im Blick – das Interview mit der 20-maligen EM-Goldgewinnerin Isabell Werth.

• Noch gilt die ganze Konzentration den Spielen in Tokio, aber danach geht es nahezu nahtlos weiter Richtung Europameisterschaft. Wie sind Deine Pläne für die Euro in Hagen?
Isabell Werth: Wenn ich aus Tokio zurückkomme, werde ich mich mal auf die drei zu Hause gebliebenen Kandidaten setzen und gucken, wer am besten in Form ist (lacht). Entweder die Europameisterschaft wird ein weiteres schönes Championat für Weihegold oder ein Championats-Auftakt für Quantaz oder Emilio darf mal zum Zug kommen – das möchte ich jetzt noch ganz offen lassen, zumal es am Ende nicht meine, sondern die Entscheidung des Dressurausschusses sein wird, welches Pferd in Hagen geht.

• Das bedeutet, Bella Rose ist auf keinen Fall eine Option für die Europameisterschaft in Hagen?
Isabell Werth: Man soll nie nie sagen, aber – ganz unabhängig davon, wie es in Tokio läuft – ich finde es fair, wenn man die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt, sofern man die Möglichkeit dazu hat.

• Seit 1989 warst Du jedes Mal bei der Europameisterschaft dabei, mit Ausnahme von 2005 und 2009. Das bedeutet, ausgerechnet die EM in Hagen 2005 hast Du verpasst…
Isabell Werth: …dann wird es aber Zeit, dass ich das nachhole (lacht wieder).

• Worauf freust Du Dich bei der EM in Hagen am meisten?
Isabell Werth: Das wird ein Heimspiel, nur eine gute Stunde von meinem Zuhause entfernt – das ist wunderbar. Wir werden die besten Bedingungen vorfinden, das wissen wir in Hagen, und ich finde es toll, dass sich alle Verantwortlichen dazu durchgerungen haben, zwei Championate in diesem Jahr durchzuführen. Olympia bleibt Olympia, aber die beiden Championate sind weit genug auseinander, um bei beiden mitreiten zu können, auch wenn man nur ein Pferd zur Verfügung hat. Und ich denke es ist wichtig, ein Zeichen zu setzen. Der Pferdesport steht bei den Olympischen Spielen doch mehr im Fokus als sonst. Es ist schön, dass wir diese Aufmerksamkeit mitnehmen können zur Europameisterschaft. Und vielleicht kommt dort auch der ein oder andere an den Start, der sonst bei einem Championat nicht dabei gewesen wäre.

• Du gehörst seit vielen Jahren zu den erfolgreichsten Reitern in Hagen. Gibt es so etwas wie Deinen besonderen Hagen-Moment?
Isabell Werth: Ich kann mich auf jeden Fall an einen sehr intensiven Moment in Hagen erinnern. Ich glaube, nie zuvor und nie mehr danach bin ich während einer Prüfung so durch und durch nass geworden wie vor ein paar Jahren in Hagen (lacht). Und mein Johnny (Don Johnson) lief durch den Grand Prix Special wie ein Uhrwerk. Er war ja sonst für jeden Spaß zu haben, aber da war er voll bei der Sache. Das war wirklich eine nachhaltige, besondere Erfahrung. Ich hatte viele sehr schöne Erfolge und Erlebnisse in Hagen, in diesem Jahr der Sieg mit Quantaz mit über 80 Prozent im Special – den habe ich auch noch sehr gut in Erinnerung.

• 20 Goldmedaillen hast Du bisher gewonnen, allein bei Europameisterschaften, davon neunmal Einzelgold. Gibt es eine Lieblings-EM-Goldmedaille?
Isabell Werth: Die erste 1991 mit Gigolo wird mir auf jeden Fall immer in Erinnerung bleiben. Das war zu der Zeit, in der Rembrandt als unschlagbar galt. Damals habe ich als Youngster völlig unbedarft gegen die 'Erwarteten' gewonnen. Ich bin da rein geritten nach dem Motto ‚Was kostet die Welt‘, völlig unbekümmert. Ich hatte nichts zu verlieren und am Ende habe ich gewonnen. Ganz besonders war auch die Europameisterschaft 2017 mit Weihegold in Göteborg. Sönke (Rothenberger) und Cosmo hatten in der Kür zum ersten Mal mit 90,614 Prozent die 90 Prozent geknackt und ordentlich vorgelegt, aber Weihe konnte mit 90,982 Prozent noch ein bisschen was drauflegen. Das war extrem spannend. Das hatte es auch noch nie zuvor bei einer Europameisterschaft gegeben, dass zwei Paare über 90 Prozent lagen. Das war schon sehr cool.

• Noch mehr als die 20 EM-Goldmedaillen freut Dich, so weit man Dich kennt, dass Du acht verschiedene Pferde bei Europameisterschaften gesattelt hast?
Isabell Werth: Das macht mich definitiv stolzer, das stimmt. In dem Zusammenhang fällt mir noch mal Don Johnson ein. Als ich mit ihm bei der Euro in Aachen 2015 Vierte in der Kür wurde, das war genauso viel Wert wie die ein oder andere Goldmedaille. Von Johnny ist damals nicht erwartet worden, dass er in Medaillennähe kommt, aber das war ein super Tag, sein Tag, und er wurde völlig unerwartet Vierter. Das hat mich wahnsinnig gefreut.

• Bei allen schönen Momenten – was ist Dein EM-Erlebnis, woran Du nicht gerne zurückdenkst?
Isabell Werth: Natürlich, es gab viele schöne Europameisterschafts-Momente, aber an die EM 1997 in Verden erinnere ich mich nicht so gerne. Das war damals ein echter Kampf mit den Holländern, keine schöne Stimmung. Ich wollte damals zum Beispiel nach dem Ritt mein Protokoll abholen – das war weg. Einige Zeit später habe ich es in der holländischen Zeitschrift 'Hoefslag' abgedruckt gesehen. Inzwischen ist das Vergangenheit. Heute ist das Verhältnis respektvoll und freundschaftlich.

• Seit mehr als 20 Jahren erlebst Du die Dressur-Europameisterschaften hautnah. Kannst Du die Entwicklung in dieser Zeit zusammenfassen?
Isabell Werth: Früher waren nur die Deutschen in der Breite stark. Die anderen hatten mal einzelne starke Paare wie Anne Grethe Jensen mit Marzog, Christine Stückelberger mit Granat und Margit Otto-Crepin mit Corlandus, aber im Team waren die Deutschen zu lange dominant. Irgendwann kippte die Stimmung. Es war fast eine Erleichterung als 2007 bei der EM in Turin die Holländer gewannen. Damit waren die Deutschen wieder schlagbar! Heutzutage ist alles wieder offen. Wir leben nicht mehr in 1992 als die Deutschen noch mit der zweiten Mannschaft kommen konnten und trotzdem gewannen. Heute ist das ein echter Wettbewerb im Dressurviereck, bei dem die Tagesform entscheidet.

• Begonnen bei der ersten offiziellen Championats-Sichtung Anfang Juni in Balve bis zu den Europameisterschaften – das sind rund dreieinhalb Monate unter Anspannung. Gönnst Du Dir nach der Euro mal zwei Tage Ruhe zum Auftanken?
Isabell Werth: Daraus wird nichts, vier Tage später beginnt das CHIO Aachen. Das ist für mich eine persönliche Pflichtveranstaltung, eine Herzensangelegenheit. Da möchte ich unbedingt dabei sein. Mit welchem Pferd lassen wir noch mal absolut offen. Aber ich habe meinem Sohn versprochen, dass wir in den Herbstferien auf jeden Fall eine Woche Urlaub zusammen machen. Da gibt es kein Entrinnen und darauf freue ich mich sehr.

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