Isabell Werth siegt mit der wunderbar „rotzfrechen selbstbewussten Art“ von Superb und dem Hengst, der ‚brain und balls‘ hat.
Gestern den Drei-Sterne-Grand Prix, heute den Special und den Vier-Sterne-Grand Prix – läuft für Isabell Werth in Hagen.
75,783 Prozent mit Superb im Grand Prix, 75,404 Prozent für das Paar im Special und 77,956 Prozent mit Quantaz im Vier-Sterne-Grand Prix – vielleicht sind diese hohen Prozentzahlen noch mehr ‚Werth’ als die drei Siege. Eins ist klar: Isabell Werth spricht seit langem von ihrer großen Zukunftshoffnung Superb, bei ihrem ersten internationalen Grand Prix-Auftritt in Hagen hat die Zehnjährige ein dickes Ausrufezeichen hinter diese Worte gesetzt. Außerdem: Der zwölfjährige Quantaz war schon seit einiger Zeit Werths Favorit Richtung WM in Herning – auch das hat sich heute bestätigt. „Ich bin super happy mit beiden Pferden!“, betonte Werth.
Zwei so unterschiedliche Pferde und doch so ähnlich: Superb, die sehr energisch und bewegungsgewaltig imponiert, hier und da noch nicht alles völlig ausbalanciert zeigt, zeigen kann aufgrund ihres jungen Alters, und so vielversprechend für die Zukunft ist. Und Quantaz, der elegante, leichtfüßige Tänzer, der immer seriöser, sicherer und noch ausdrucksvoller wird und ebenfalls ein Pferd für die Zukunft ist.
„Superb hat eine fast schon rotzfreche selbstbewusste Art“, beschreibt Werth ihre Zukunftsstute. „Sie interessiert kein Viereck und kein Blumenstrauß. Alles, was ihr noch fehlt, ist etwas Kraft und dann kann alles noch mehr zusammen wachsen.“ Und zu Quantaz: „Er ist schon ein bisschen ein Matcho, aber er darf Hengst bleiben, weil er das Augenmaß hat. ‚Two balls, no brain‘ – das sind die Kandidaten, die bei uns kastriert werden, aber dazu gehört er nicht.“
Zum Vier-Sterne-Grand Prix heute: Im Grand Prix hat der Quaterback-Sohn tolle Highlights mit kleineren Fehlern verknüpft. Einer sehr guten Diagonalen im starken Trab zu Beginn folgte eine nicht von Anfang an ganz ausbalancierte Trabtraversale nach rechts, das Rückwärtsrichten noch nicht optimal diagonal, die Passage herrlich leichtfüßig und durch den Körper schwingend, die Piaffe super auf dem Platz und gleichmäßig aktiv, gerne mit noch ein bisschen deutlicherer Lastaufnahme. Sensationelle Übergänge Pi-Pa! Der Schritt nicht ganz losgelassen und im Ablauf begrenzt. Eine insgesamt gute Galopp-Tour, gelungene Zweierwechsel, ausdrucksvoller starker Galopp, eine sehr gelungene Zick-Zack und leider fehlerhafte Einerwechsel. Ein weiteres Highlight: die Mittellinie mit den Pirouetten und dem fliegenden Wechsel. Eine wirklich tolle Schlusslinie beendete diese Prüfung. Ein Richter vergab auf dieser Linie sogar dreimal die 10, vielleicht hätte dafür die Lastaufnahme in der Piaffe noch exzellenter sein dürfen.
Werths Prüfungsfazit mit Quantaz heute: „Er war genau richtig. Vom Gefühl war das heute seine beste Prüfung, wegen der Fehler leider nicht im Ergebnis, aber er war super drauf! Piaffe, Passage, Pirouetten – mit einer Art und Weise, die mich begeistert. In den Einerwechseln hat es mich zu sehr gekitzelt, da habe ich etwas zu viel gewollt. Und in der Trabverstärkung kracht er ja wirklich los – und das ist noch nicht ausgeritten. Er ist ein Hengst mit viel Stolz und der will los, da muss ich schon noch etwas dosieren. Jetzt geht es noch darum, die Feinheiten zu kanalisieren, genau die richtige Mischung zwischen Losgelassenheit und Power zu finden.“ Das Ziel für den Special am Samstag? „Vielleicht noch ein bisschen mehr Kontrolle“, lacht Werth.
Wenn alles nach Plan läuft werden es für Isabell Werth die siebten Weltmeisterschaften mit dem sechsten verschiedenen Pferd – das ist Dressurkunst! Das ist das größte Aushängeschild, das ein Dressurausbilder genießen kann.
