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Ein Kommentar von Kim Kreling

Die Diskussion ist in vollem Gang: Sollten Kandare und Sporen auch auf höchstem internationalen Dressursport-Niveau wahlweise möglich werden? Zurzeit ist deren Einsatz verpflichtend. Dieser Vorschlag stammt – zusammen mit einigen anderen – von der EEWC, bedeutet Equine Ethics and Wellbeing Commission. Die EEWC beschäftigt sich mit Themen rund um das Wohlergehen von Sportpferden – nicht zuletzt, um auch der vermehrten Beobachtung durch die Gesellschaft stand zu halten. Stichwort: Social Licence to Operate (SLO). Die FEI will bei ihrer Generalversammlung kommenden Monat in Südafrika über die Vorschläge der EEWC beraten. In einem gemeinsamen Brief an die FEI und die EEWC haben der IDTC (Internationaler Dressurtrainer Club) und der IDRC (Internationaler Dressurreiter Club) bereits Stellung bezogen und sich gegen diese Wahlfreiheit ausgesprochen.

Der Gedanke, der nach außen dargestellt werden soll, scheint einleuchtend: Der Sport soll keinem Reiter mehr aufzwingen, ‚gefährliche Hilfsmittel‘ wie Kandare oder Sporen zu nutzen.

Dass diese Vorschläge nichts mit dem Thema Wohlergehen für Pferde zu tun haben, ist jedem Reiter und Pferdefachmann klar. Hier geht es rein um die Außenwirkung. Aber auch diesbezüglich könnte der Schuss nach hinten losgehen.

Der erste Gedanke: Okay, dann lässt man jeden Reiter selbst entscheiden, ist doch prima.

Der zweite Gedanke, der unweigerlich kommen wird: Wer sich weiterhin für die Kandare entscheidet, braucht sie, weil es ohne Trense nicht klappt.

Der zweite Gedanke wird kaum sein: Wer weiterhin die Kandare nutzt, ist derjenige, der wirklich mit ihr umgehen kann, der aufs Feinste bei seinem Pferd einwirken möchte.

Ähnlich dürfte die Betrachtung ‚mit oder ohne Sporen‘ verlaufen. Wer sie weiterhin freiwillig nutzt, tut das, weil er sein Pferd ‚pieksen‘ muss, um es durch einen Grand Prix zu bekommen. Nicht, weil er Akzente setzen will.

Schwierig wird es auch für die Richter. Kann man sich komplett von dem Gedanken freimachen, die Wahl von Trense oder Kandare, von mit oder ohne Sporen zu berücksichtigen?

Hier werden Vorschläge gemacht, die nichts mit dem Sport oder dem Schutz der Pferde zu tun haben. Hier geht es um den Druck aus der Gesellschaft. Aber auch da muss man über den ersten Gedanken hinausdenken. Die weitere Folgerung könnte sein: Die FEI muss den Reitern jetzt schon Kandare und Sporen verbieten, weil sie sonst ihre Pferde damit malträtieren?

Dass das Wohl der Pferde absolut und immer im Mittelpunkt stehen muss, ist ohne jede Diskussion. Aber es ist absolut falsch, sich – mal wieder – auf Maßnahmen zu einigen, die nichts mit dem Pferd, sondern lediglich mit der Außenwirkung zu tun haben.

Und das Rad spinnt sich von alleine weiter: Nach der Kandare wird man in wenigen Jahren auch die Trense in Frage stellen und stellt zur Wahl: Trense oder Halfter? Und dann: Halfter oder Halsring? Sattel oder Sitzkissen? Reiten oder Führen?

Wer prinzipiell der Meinung ist – und diese Entscheidung muss jeder für sich fällen – dass Menschen dazu berechtigt sind, mit Pferden Sport zu treiben, egal, ob Leistungs- oder Freizeitsport, der sollte dieses ‚Spiel‘ jetzt durchschauen. Der muss mit allen Mitteln dagegen arbeiten, dass unserem Sport immer mehr Spielregeln für die Gesellschaft statt für die Pferde auferlegt werden.

 

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