Foto: hippoevent

Geb.: 23.12.1963
Wohnort: Lüsche-Bakum
Funktion: Mannschafts-Tierarzt


„Wir profitieren sehr von der Crosslink-Kooperation mit der Humanmedizin.“

Daktari war seine Lieblings-Sendung im Fernsehen, Landtierarzt Dr. James Herriot seine Lieblingsfigur. Igel, Schnecke, Vogel oder Fisch – alle Tiere, die der kleine Marc irgendwo aufgabeln konnte, brachte er mit nach Hause. Und als Marc Koene vier Jahre alt war, verkündete er das erste Mal, dass er Tierarzt werden wolle. Von diesem Kurs ist er nie abgewichen. Heute ist Dr. Marc Koene Mitinhaber der Tierärztlichen Klinik für Pferde in Lüsche, Fachtierarzt für Pferde, FEI Tierarzt, Chiropraktiker und seit November 2014 Mannschaftstierarzt der deutschen Dressurreiter.
Der gebürtige Holländer ist in Hamburg aufgewachsen und ist über den klassischen Weg in den Pferdesport eingestiegen, über das Voltigieren. Relativ schnell ist er aber lieber in den Sattel gestiegen und ausgeritten. Mit etwa sechs Jahren war er im Umland von Hamburg bei einem Ausritt mit Haflingern und Norwegern dabei als sich der kleinen Gruppe ganz unauffällig zwei Shetlandponys, ohne Reiter, anschlossen. „Es gab dort damals eine wildlebende Shetlandherde. Die gehörten mal jemandem, sind aber immer wieder ausgebüchst und waren irgendwann eine freie Herde“, erzählt Koene. „Diese beiden Shettys kamen aus dieser wilden Herde, sind mit uns bis auf die Koppel unserer Pferde gelaufen, naja, und dann haben wir das Tor zugemacht.“ Von diesem Tag an hatte Marc Koene sein erstes eigenes Pony, eine Shettystute, der er den Namen Saskia gab. Zunächst musste Saskia eingeritten werden. „Das war natürlich ein permanentes Runterfallen und wieder rauf“, lacht Koene, „aber als Kind ist man ja schmerzfrei.“ Später hat er sich sowohl dem Dressur- als auch dem Vielseitigkeitssport gewidmet, nebenher hat er außerdem Handball und Rugby bis zur Bundesliga gespielt. Heute bleibt dem Fachtierarzt keine Zeit mehr für seine sportlichen Ambitionen, nur manchmal steigt er noch in den Sattel: „Aber dann im Urlaub als Cowboy über die Rocky Mountains“, erzählt er und schmunzelt.
In Hannover hat Marc Koene Tiermedizin studiert und ging dann für zwei Jahre in die USA. „Ich war dort an verschiedenen Kliniken und an der Rennbahn in Kentucky. Da habe ich viel gesehen, nicht nur Vollblüter, auch Araber und die sogenannten Drei- und Fünf-Gänger.“ Schnell kam er dort auch mit dem Thema Embryotransfer in Kontakt. Ein Gebiet, das ihn begeistert hat und in dem er später in Hannover promoviert hat. „Wir haben zum Beispiel einen Embryotransfer zwischen Zebra und Pferd durchgeführt, obwohl die beiden nicht einmal die gleiche Chromosomenanzahl haben. Aber schließlich hat eine Stute ein Zebra geboren.“ Es dauerte nicht lange und Paul Schockemöhle hörte von dem Spezialisten. Schockemöhle holte Koene nach Mühlen, Koene blieb zwölf Jahre als selbstständiger Tierarzt. „Das war eine spannende Zeit“, erzählt Koene. „Wir haben sehr viele Pferde gesehen und behandelt und mit Tierärzten aus der ganzen Welt Kontakt gehabt.“ Um die Jahrtausendwende hatte Koene bereits zwei Kollegen mit in seiner Praxis und der Raum wurde eng in Mühlen. Zu Dritt hoben sie die Tierklinik Lüsche in Bakum aus der Taufe. Der Slogan der Klinik: „It’s all about the horse…“ Inzwischen arbeiten 68 Personen in der Tierklinik, 22 davon sind Tierärzte. Jeder hat seine Spezialgebiete, Koenes ‚Spezialitäten’ sind Orthopädie, Sportpferdemedizin, Chirurgie, Ophthalmologie und Business Management. Auch als Mannschaftstierarzt hat Koene schon Erfahrung gesammelt. Von 2003 bis 2014 war er für die deutschen Vier- und Zweispännerfahrer zuständig. Jetzt hat er die Fahrer an seine Kollegin Mathilde Pluim übergeben und selbst die Dressursportler übernommen. „Bei den Fahrern war man gerne mal mit 30, 40 oder sogar 50 Pferden auf einem Championat unterwegs“, erzählt er. „Da habe ich jetzt deutlich weniger Pferde (lacht).“ Die Herausforderung als Mannschaftstierarzt liegt für ihn in der Kommunikation – mit den Aktiven, den Grooms, den Heimtierärzten, Trainern und dem Dressurausschuss. Persönlich bringt er die wichtigsten Attribute für den ‚Job’ mit: „Ich habe gute Nerven und habe schon einiges gesehen.“ Und er ist neugierig: Durch Zufall lernte er einmal den Fußball Mannschaftsarzt vom Championsleagueclub Inter Mailand kennen. Schon lange hatte ihn gewundert, wieso Fußballer mit verletzten Sehnen nach sechs bis acht Wochen wieder spielfähig waren, er aber die Besitzer von sehnenerkrankten Pferden auf sechs bis neun Monate Wartezeit vorbereiten musste. Kurzerhand lud er sich bei dem Inter Mailand-Arzt ein und der wiederum weihte ihn in seine „ultrageheimen“ Behandlungsmethoden ein. „Einem Humanarzt hätte er das nie verraten, aber bei einem Pferde-Tierarzt hatte er keine Bedenken.“ Fazit: Seither kooperiert Koene mit dem Mannschaftsarzt von Inter Mailand, wendet seine Behandlung längst auch bei Pferden an und kann Sehnenschäden deutlich schneller kurieren. Auch mit Ärzten und Behandlungsmethoden aus dem Tennissport arbeitet Koene zusammen. „Wir profitieren sehr von der Crosslink-Kooperation mit der Humanmedizin.“ Nur das mit dem pferde-affinen Crosslink zu seinen Kindern wollte nicht ganz funktionieren. Koene hat drei Kinder zwischen 15 und 19 Jahren, in die pferdesportlichen Fußstapfen der Eltern scheint aber keiner von den dreien zu treten: „Meine Frau ist früher Springen geritten und auch bei den Kindern haben wir alles versucht – mit Pony und Kutsche und so weiter. Vielleicht haben wir es zu doll versucht…?“
Einige prominente Dressursportler gehören zu Koenes Kunden. Eine herausragende Rolle nimmt dabei Rubinstein ein, den Koene heute noch als „tolles Pferd und absolutes Schätzchen“ bezeichnet. Und der sonst sehr gelassene Tierarzt gesteht: „Ich war in Kentucky dabei und habe Siegesritt Totilas gesehen – das hat mich umgehauen.“

 

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