Geb.: 02. März 1963
Wohnort: Sassenberg
Funktion: Bundestrainerin
„Ich habe noch kein Hobby gefunden, dass schöner ist als Pferde.“
„Ich habe ehrlich gesagt noch nie ein Pferd gesucht. Es hat sich immer so ergeben, die Pferde haben mich gefunden.“
Was fast ein bisschen wie Schicksal oder Fügung klingt, ist Bestandteil des Lebens von Monica Theodorescu. Auch ihr einstiges Toppferd Whisper, mit dem sie als Reservistin in Hongkong war, hat sie gefunden. Eigentlich hatte Freundin Ann Kathrin Linsenhof ihr einen Schimmel zur Ausbildung schicken wollen und den kleinen Fuchs nur mit auf den Lkw gestellt.
„Ich sollte ihn mir nur einmal angucken“, erinnert sich Monica Theodorescu. Aber der kleine Fuchs hat ihr gefallen. Sie hat ihn ausgebildet, ist mit ihm Siegerin im Finale des Nürnberger Burgpokals geworden, gehörte 2007 bei der EM zum Silberteam und reiste als Reservereiterin mit Whisper nach Hongkong. „Whisper will es einem immer recht machen und dabei ist er unglaublich lieb.“
Das letzte Mal vor 2007 gehörte die gebürtige Westfälin 1996 zum Championatsteam. Damals saß sie im Sattel von Grunox, dem imposanten Fuchs mit der silbrigen Mähne. 1996 bis 2007 – elf Jahre ohne Championat. „Man hat eben nicht immer ein passendes Pferd“, erklärt sie nüchtern, ohne Groll oder Enttäuschung. „Aber ich weiß, dass ich auf diesem Niveau reiten kann – das hat mir über die Zeit geholfen.“ Ob auf Grunox, Whisper oder einem anderen der zahllosen Pferde, die sie in den Grand Prix-Sport gebracht hat, ihre Reiterei ist stets ein Beispiel von Harmonie und korrekter Ausbildung. „Für mich steht immer und jeden Tag auf jedem Pferd die Skala der Ausbildung im Vordergrund“, betont sie. „Und ich lege viel Wert darauf, die Pferde positiv zu motivieren. Wenn sie etwas gut machen, darf man nicht darüber hinweggehen, man muss sie loben. Pferde geben sich in der Regel viel Mühe.“ Seit dem Tod ihres Vaters George im August 2007 leitete sie den Lindenhof in Sassenberg mit etwa 16 bis 18 Pferden. Die Hälfte der Pferde gehörte ihr selbst. Wie jeder Profireiter musste auch sie ihren Betrieb wirtschaftlich rentabel führen, aber sie ließ sich keinesfalls in der Ausbildung mit den Pferden unter Zeitdruck setzen, ging gerne mit den Pferden auch mal ins Gelände und blieb ihrem Motto treu: „Mein Pferd ist mein Freund und nicht mein Untertan. Und so wird es auch behandelt.“ So reitet sie auch noch selbst und so lehrt sie es auch ihren Schülern im Unterricht und bei den vielen Lehrgängen, die sie im In- und Ausland gibt.
Ende 2017 hat Theodorescu den Lindenhoff verkauft und ist mit acht Pferden nach Warendorf ans DOKR umgezogen. „Ich konnte der Anlage in Füchtorf als Bundestrainerin nicht gerecht werden. 'Gerecht' in dem Sinn, dass ich zu viel unterwegs bin“, erklärte die Bundestrainerin. „Ich bin in erster Linie Bundestrainerin, die Anlage Zuhause war sozusagen der 'Zweitbetrieb'.“
Monica Theodorescu hat ihr Hobby zum Beruf gemacht und ihr Beruf ist zur Berufung geworden. Die Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben sind im Leben der Sassenbergerin fließend. „Viel Zeit für Privatleben bleibt natürlich nicht“, erklärt sie, „aber Turniere reiten ist für mich schon eine Art Luxus, auch wenn es zu meinem Job gehört. Früher bin ich auch öfter ins Konzert gegangen oder habe ein Museum besucht. Ich interessiere mich für Musik und Kultur, aber ich habe leider nur selten Gelegenheit dazu.“ Entspannung pur bedeuten für Monica Theodorescu auch ein paar Stunden mit ihrem Ehemann Burkhard Ernst auf dem nahe gelegenen Golfplatz – ein seltenes, aber erholsames Vergnügen. Die Tochter zweier passionierter Dressurreiter und -ausbilder, George und Inge Theodorescu, ist sicher, dass Pferde immer eine Rolle in ihrem Leben spielen werden. Auch wenn sie keine Turniere mehr reiten wird, möchte sie weiter ausbilden und unterrichten, ganz wie der Papa. Und vielleicht kommt dann auch noch mal ihr Klavier zum Einsatz. „Ich musste als Kind Klavier spielen. Ich habe viel gelernt und ich habe gelernt, es zu lieben. Mein Klavier habe ich immer noch. Wer weiß….“ Auch Vater George liebte die Musik.
Handlicher als ihr Klavier und nicht so zeitaufwändig wie der Golfsport sind Bücher. Und Monica Theodorescu liest gerne. „Zuletzt habe ich ein tolles Buch gelesen: ‚Die Eleganz des Igels’ von Muriel Barbery. Das war eine sehr schöne Geschichte von einer belesenen Concierge in einem Pariser Appartementhaus. Gute Literatur – so etwas macht mir Spaß.“ Bei aller Begeisterung für die Pferde reicht das Interesse von Monica Theodorescu weit über die Pferdeszene hinaus. Sie ist ausgebildete Fremdsprachenkorrespondentin, die neben deutsch vier weitere Sprachen beherrscht: Französisch, Spanisch, Italienisch und Englisch. Und wenn sie einmal ein paar Tage Zeit hat zu verreisen, kann sie sich kaum entscheiden: „Ich würde gerne nach New York, ein paar Sachen angucken und ‚in Kunst machen’. Oder mir Moskau ansehen, da war ich noch nie, oder St. Petersburg.“ Ihr internationales Interesse und ihre Sprachbegabung kommen ihr auch im pferdesportlichen Leben zugute. Seit Jahren schon trainiert die Russin Alexandra Korelova bei ihr, russische Vereinskameradinnen zogen nach. Theodorescu gibt u.a. Lehrgänge für das französische Dressurteam und war jahrelang Mitglied im Dressurkomitee der FEI. Internationale Erfahrungen hat sie auch im großen Maß als Reiterin gesammelt: Dreimal gehörte sie zum siegreichen Olympiateam, 1988, 1992 und 1996, 2008 war sie Reservistin. 1990 gewann sie Teamgold und Einzelbronze bei der WM in Stockholm und viermal gehörte sie zum deutschen EM-Team. 2009 gewann sie mit dem Team EM-Bronze, aber ein ganz besonderer Start war für sie die EM in Turin zwei Jahre zuvor. Gerade war ihr Vater, Ausbilder und Mentor George Theodorescu gestorben. „Es war nicht leicht, zur EM nach Turin zu fahren. Doch es war für mich eine Pflicht. Mein Vater hatte sich noch mit mir über die Nominierung gefreut. Wir haben Whisper ja noch zusammen ausgebildet.“ Monica Theodorecu legt höchsten Wert darauf, die Philosophie ihres Vaters weiter zu leben und im Training an andere Reiter weiter zu geben. „Erst wenn das Vertrauensverhältnis zwischen Reiter und Pferd gegeben ist, dann kann man mit der Arbeit beginnen.“ Nicht zuletzt deswegen trägt sie häufig, wenn sie an den Start geht, seine Uhr am Handgelenk: „Wenn ich seine Uhr trage, ist es ein bisschen so, als ob er mitreitet.“
2012 übernahm Monica Theodorescu das Amt der Cheftrainerin für die deutschen Dressurreiter – unterstützt von Disziplintrainer Jonny Hilberath. Unter ihrer Führung gewann die deutsche Equipe Gold bei den Europameisterschaften 2013 in Herning und 2017 in Göteborg, Gold bei den Weltreiterspielen im französischen Caen 2014 und in den USA/Tryon 2018 sowie Gold bei den Olympischen Spielen in Rio. Ende 2016 verlängerte das DOKR ihren Vertrag – und auch den des Disziplintrainers Hilberath – um weitere vier Jahre.