Geb.: 14. Oktober 1962
Wohnort: Berlin
Beruf: Geschäftsführerin Schuhmacher- und Reparaturwerkstatt Ebert
„Die Pferde prägen den Weg!“
Am 1. Juli 2019 wurde Elke Ebert in die Riege der internationalen Fünf-Sterne-Richter aufgenommen – genau genommen, war sie schon vorher Fünf-Sterne-Richterin… Eine Laufbahn, die sich über die Reitstiefel zum Pferd, zum Dressursport und zur Richterei entwickelt hat. Aber für Elke Ebert war immer klar: „Ich hatte nie die Überlegung, die Pferde und das Reiten beruflich zu machen.“
„Ich reise sehr gerne und ich richte sehr gerne. Es ist genial, wie ich diese beiden Leidenschaften miteinander verbinden kann.“ Elke Ebert sitzt oft im Ausland am Richtertisch, auch gerne mal in Neuseeland oder Australien. „Dann hänge ich noch zwei, drei Tage dran und gucke mir das Land und die Leute an. Wunderbar!“
Mit neun Jahren hat Elke Ebert in Berlin mit Unterricht auf Schulpferden angefangen. Auslöser waren nicht zuletzt ihr Vater und auch schon ihr Großvater Erich. Erich Ebert hat Lederstiefel für die Kavallerie angefertigt und die Schuhmacher- und Reparaturwerkstatt Ebert 1928 gegründet. Im Jahr 2000 hat Elke Ebert das Spezialschuhgeschäft in dritter Generation übernommen. „Ein normales, geregeltes Leben gibt es bei mir also auch“, lacht sie. Nach dem Abitur hat Elke Ebert studiert: Germanistik, Sport und Geographie auf Lehramt. „Aber ich bin nicht in den Schuldienst gegangen. Ich habe lieber unseren Laden übernommen, auch weil ich mir so die Zeit zum Reiten und Richten besser einteilen kann.“
Über die Reitstiefel-Produktion kam der Kontakt zu den Pferden und schnell war bei der jungen Elke die Begeisterung für die Pferde entfacht. „Ich habe mich wohl ganz gut angestellt, so dass ich in ein Talentförderungsprojekt mit Schulpferden aufgenommen wurde“, erinnert sie sich. „Das hat mir damals sehr viel gebracht.“ Mit zwölf wurde ein Traum wahr: Elke bekam ihr erstes eigenes Pferd, einen polnischen Trakehner mit Namen 'Ali'. „Mit Ali haben wir erst mal Lehrgeld bezahlt“, schmunzelt die Pferdefachfrau heute. „Dieses Pferd war für ein unerfahrenes Reitermädchen kaum zu beherrschen. Mit ihm hätte ich die Reiterei fast aufgegeben.“ Wilddieb rettete die Situation. Wilddieb gehörte einem befreundeten Ehepaar der Eberts und wurde Elke zur Verfügung gestellt. „Ich war total stolz, wenn ich ihn nach einer dreiviertel Stunde durchs Genick hatte“, wieder schmunzelt Ebert. „Heute ist das allein schon durch die viel bessere Zucht ganz anders. Aber ich habe viel auf Wilddieb gelernt.“ Mit Hannoveranerstute El Pina startete Elke Ebert in der Juniorentour durch und schaffte es mehrere Male ins Finale der Junioren-Meisterschaft. Parallel war sie auch mit dem Pferd ihres Vaters im Springsport unterwegs, erfolgreich bis zu M/A-Springen, aber dann verlor sie ihr Herz doch ganz an den Dressursport: „Ich glaube, es lag daran, dass ich die besseren Pferde für die Dressur hatte. Und am Ende ist es wohl immer so: Die Pferde prägen den Weg!“
Kein anderer als der berühmte Pferdemann Otto Schulte-Frohlinde ließ bei dem Spezialgeschäft Ebert Schuhe anfertigen. Über diesen Kontakt hatte Elke Ebert die Chance, Unterricht auf Schulte-Frohlindes berühmtem Grönwohldhof bei Herbert Rehbein zu bekommen. „Diese Zeit war für mich prägend. Allein schon das Gefühl, diese Reithalle zu betreten… Und in den ersten zehn Minuten Unterricht bei Herbert Rehbein waren immer die Bügel weg“, erzählt sie.
Elke Ebert ist noch heute ihren Eltern dankbar. Sie haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ihr den Dressursport zu ermöglichen. „Ich hatte auch Unterricht bei Holger Schmezer, Jürgen Koschel, Otto Heyser. Berlin lag von allem weit weg. Wir mussten immer weit fahren, um überall hinzukommen.“ Lange Zeit ist Elke Ebert auch bei Dietrich Schulze und Madeleine Winter-Schulze geritten. „Wenn Madeleine nachmittags aus der Firma kam, hat sie mir Unterricht gegeben. Wir sind auch oft zusammen zum Turnier gefahren. Ich habe von den beiden unglaublich viel gelernt, auch in puncto Professionalität im Umgang mit Pferden.“
Aller Aufwand hat sich gelohnt. Elke Ebert hat Wera la Sol vierjährig gekauft und selbst bis zur Grand Prix-Reife ausgebildet. Heute ist noch die Halbschwester von Wera in ihrem Besitz, Soliesa la Sol. „Soliesa habe ich von demselben Züchter gekauft wie Wera und auf einem Ponyhof ausprobiert. Sie war in dem ganzen Gewühl so lieb, dass ich dachte: Die kann nur klar im Kopf sein.“ Das ist sie auch und auch sie lernt schnell. Mit acht Jahren hat sie bereits S-Platzierungen. „Ein Bekannter von mir reitet Soliesa, wenn ich zum Richten unterwegs bin und er stellt sie auch auf Turnieren vor. Das klappt prima.“
Neben aller Begeisterung für den Sport wollte Elke Ebert auch immer gerne verstehen, wieso sie welche Note auf den Turnieren erhielt. „Wenn ich es nicht verstanden habe, habe ich nachgefragt.“ Bis eines Tages eine Richterin, Dr. Elisabeth Golz, zu ihr sagte: „Setz Dich doch selbst mal an den Richtertisch.“ So kam Elke Ebert zur Richterei und machte mit 23 Jahren ihre Richterprüfung – damals als jüngste Richterin Deutschlands. Stetig ging es die Richterlaufbahn bergauf. „Mein erster Richtereinsatz außerhalb Berlins waren die Landesmeisterschaften Hannover – da war ich schon aufgeregt“, gibt sie offen zu. „Und noch aufgeregter war ich, als ich das erste Mal getrenntes Richten mitgemacht habe. Das erste Mal ganz für mich allein verantwortlich war.“ Elke Ebert machte durch ihre richterlichen Fähigkeiten und Kenntnisse auf sich aufmerksam. Eines Tages sprach Richterkollegin Inga Holdt-Mencke sie an, ob sie Interesse hätte, beim Para-Reiten als Richterin aktiv zu werden. „Also habe ich die Zusatzausbildung gemacht und los ging es. Für mich war das fantastisch, um überhaupt auch erst einmal das Vokabular zu lernen.“ Außerdem ist es für die Veranstalter, die Para- und Regel-Sport ausschreiben, ein großer Vorteil, wenn ein Richter beides richten kann. „Para-Reiter zu richten ist nichts anderes als Regelsport“, betont Ebert. „Sie wollen auch ganz normal gerichtet werden.“ Vor einigen Jahren ist sie bereits bei einer Para-WM als Richterin eingesprungen, 2019 sitzt sie am Richtertisch bei den Europameisterschaften der Para-Reiter. „Im Para-Sport bin ich schon seit einigen Jahren Fünf-Sterne-Richterin. Natürlich freue ich mich jetzt sehr, auch im Regel-Sport Fünf-Sterne-Richterin zu sein. Ich glaube, jeder Richter wäre auch gerne mal bei Olympischen Spielen dabei. Das gilt auch für mich, aber mir wäre egal, ob im Regel- oder im Para-Sport.“
Das tollste Richtererlebnis bisher? Elke Ebert muss nicht lange überlegen: „Das war Valegro. Ich habe ihn vor den Olympischen Spielen 2016 beim letzten Olympiatest in Hartpury mit seiner Olympiakür gerichtet – das war toll.“
Eberts Hauptaugenmerk beim Richten gilt dem guten Reiten. „Wenn ich etwas Fehlerhaftes sehe im Viereck, spielt es für mich eine Rolle, ob das ein Ausbildungsfehler ist oder ob der Moment reiterlich gut gelöst wurde. Das gute Reiten muss für mich im Vordergrund stehen. Und das kann man am besten nachvollziehen, wenn man es selbst fühlt, als ob man selbst mit drauf sitzt.“
Was ist die größte Herausforderung beim Richten: „Die Bewegungsqualität und das Reiten in Einklang zu bringen.“
Immer wieder hört man es in ihren Worten: Für die Fünf-Sterne-Richterin Elke Ebert bleibt das gute Reiten das Maß der Dinge.