Geb.: 8. Februar 1953
Wohnort: Rosbach
Beruf: Fachärztin für Allgemeinmedizin
„Der Dressursport ist zu schön, um – vielleicht einmal wegen der Richter – noch weiter an den Rand gedrängt zu werden als er es ohnehin schon ist.“
„Ich kann mich sehr gut konzentrieren, schon in der Schule, kann das Wesentliche vom Unwesentlichen unterscheiden und lasse nicht alles zu sehr an mich heran. Ich habe eine gewisse Dickhäutigkeit“, erklärt Dr. Evi Eisenhardt. „Und mir macht es nichts aus, bei Hitze lange am Richtertisch zu sitzen – in der Kälte fällt mir das schon deutlich schwerer.“ Wesenszüge, die in ihrem Amt als Fünf-Sterne-Richterin von deutlichem Vorteil sind.
Evi Eisenhardt hat eine klassische Laufbahn im Pferdesport hinter sich. Mit elf Jahren begann sie mit ihrer Schwester Beate vom Vater motiviert in Bad Nauheim mit dem Reiten auf Schulpferden. „Wir sind immer vom Bahnhof zu Fuß zum Reitstall gelaufen“, erinnert sie sich. Ihr erstes eigenes Pferd sattelte sie mit 14 Jahren, mit 18 wurde sie bereits mit dem Goldenen Reitabzeichen ausgezeichnet. Unterrichtet wurde sie zwischenzeitlich von ihrem heutigen Richterkollegen Dr. Dietrich Plewa, hauptsächlich geprägt wurde ihre Reiterei durch Herbert Hamann. Hamann war ein Kavallerieschüler, der rund um Frankfurt als Dressurausbilder aktiv war. Heute ist die Ärztin mit eigener Praxis beruflich und im Richteramt zu sehr eingespannt, um noch die Zeit zum Reiten zu finden.
Trotz der rund 100 Siege in der schweren Klasse verzichtete Evi Eisenhardt auf eine Laufbahn als Berufsreiterin. „Ich habe darüber nachgedacht, Profi zu werden“, erklärt sie, nahm aber doch wieder Abstand von dieser Idee. „Als Frau vom Pferdesport zu leben, ist ein harter Beruf.“ Es folgte das Medizinstudium, das ihr aber so leicht fiel, dass sie ihrem Hobby Reiten weiter ausgiebig nachgehen konnte. Bereits mit 25 Jahren hatte sie ihr Studium erfolgreich abgeschlossen und arbeitete als Ärztin. „Ich konnte mich immer gut organisieren. Vielleicht ist das der Grund, warum ich so schnell mein Examen hatte. Damals habe ich in Schenefeld drei S-Dressuren gewonnen und bekam auf diesem Turnier die Nachricht, dass ich mein Staatsexamen bestanden hatte.“
Die Passion zum Richten entwickelte Eisenhardt Anfang der 80er mit 35 Jahren. Zunächst versuchte sie noch das aktive Reiten und das Richten unter einen Hut zu bringen, bis sie sich mit etwa 45 Jahren vom Reiten trennte und sich ausschließlich dem Richteramt widmete. „Ich bin ja selbst viel geritten und habe auch schon mal den ein oder anderen Richter nach der Begründung einer Note gefragt. Ich habe mich dann entschieden, Richter zu werden und wollte das besonders gut machen, um die Reiter besonders fair zu beurteilen. Und ich finde, der Dressursport ist zu schön, um – vielleicht einmal wegen der Richter – noch weiter an den Rand gedrängt zu werden als er es ohnehin schon ist.“
Seit 1989 richtet sie auf internationalem Niveau, heute ist sie eine der wenigen weltweiten Fünf-Sterne-Richter, hat Weltcup-Finals, Europameisterschaften und die WM in Kentucky gerichtet. Dann kam London, die Olympischen Spiele 2012! Auch aus der beobachtenden Perspektive als Richter ist sie vom Dressursport immer noch wie gefesselt. „Wenn ein Pferd toll vorgestellt und das Faszinierende an diesem Lebewesen gezeigt wird, bereitet mir das immer noch eine Gänsehaut“, so die Richterin, die sich „durch und durch“ als Pferdefrau bezeichnet.
Etwa 20 Wochenenden pro Jahr sitzt Eisenhardt am Richtertisch. „Zum Glück habe ich mit meiner Kollegin und einer Assistentin ein eingespieltes Team in der Praxis, was sehr gut klappt.“ Sie habe aber auch schon einige Turniere absagen müssen. „Weil ich einfach nicht mehr als 20 im Jahr schaffe.“ Dann überlegt sie kurz und gesteht: „Außerdem ist es auch ganz schön, noch etwas anderes zu machen. Ich habe meine Praxis, fahre Fahrrad, habe einen sehr netten Freundeskreis und mein Lebensgefährte würde gerne sehen, dass ich mit Golf spielen anfange.“ Und Evi Eisenhardt ist ‚Salat-Spezialistin’. „Wir essen und trinken richtig gerne richtig gut und ich koche auch selbst, eigentlich alles, aber am liebsten mache ich Salate.“